Historie - Kanarische Inseln
Schon Herkules musste durch die gefährliche Meerenge von Gibraltar fahren, um die goldenen Äpfel der Unsterblichkeit für die Göttin Athene zu holen, denn der Garten der Hesperiden war auf einer der Inseln im Atlantik westlich von Afrika.
Um 600 v. Chr. segelten die Phönizier von Ost nach West um Afrika herum. Ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. ist die Anwesenheit von Punier und Römer auf den Kanaren bestätigt.
In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts fand unter Papst Clemens eine kuriose Episode gewaltloser Missionierung auf Gran Canaria statt. Patres versuchten die Einheimischen zu bekehren und fromme Händler von Mallorca knüpften Kontakte mit den Ureinwohnern. Ein Überfall einer sevillanischen Flotte brachte das Experiment zum Scheitern. Die Ureinwohner konnten zwischen Missionaren und Sklavenjägern nicht unterscheiden. Sie haben die Eingewanderten erschlagen und die Patres in den Vulkanschlot von Sima Jinamar gestürzt, eine damals traditionelle Todesstrafe. Die Ureinwohner der Kanarischen Inseln, heute allgemein als Guanchen bezeichnet, konnten ihre steinzeitliche Kultur somit bis ins 15. Jahrhundert bewahren.
Dann begann die eigentliche Christianisierung und Eroberung des Archipels durch spanische Feudalherren, eine Zeit der Ausbeutung und der Sklavenjagd. Die Menschen flohen auf jeweils eine der anderen Inseln oder sogar nach Sevilla. Die nun fast menschenleeren Inseln wurden durch berberische Sklaven neu bevölkert.
Christoph Kolumbus hätte ohne die Stützpunkte der grossen Seehäfen auf den Kanarischen Inseln, ohne technische und logistische Hilfe der Kanaren seine Fahrt nach „Indien“ nicht durchführen können. Auf Gran Canaria wurde seine Karavelle La Pinta repariert und von La Gomera begann am 6. September 1492 seine Fahrt. Für seine zweite Reise in die Neue Welt wählte er El Hierro.
Die Handelsrouten nach Amerika waren damit begründet und die Kanarischen Inseln wurden für Piraten interessant. Der Korsar Le Clerc plünderte Santa Cruz de La Palma. Der Holländer Admiral Pieter van der Does scheiterte jedoch bei seinen Überfällen sowohl auf Gran Canaria als auch auf La Gomera. Auf Lanzarote wurden bei einem Überfall algerischer Piraten viele Einheimische aus der Cueva de Los Verdes verschleppt und als Sklaven verkauft. Zum Schutz wurde dann die Festung Castillo de San Gabriel bei Arrecife gebaut.
Die Herrscher auf den Weltmeeren, die englischen Piraten, hatten auf den Kanarischen Inseln kein Glück.
Sir Francis Drake wurde zweimal vor Las Palmas abgewehrt. Admiral Blake war bei seinem Angriff auf Teneriffa erfolglos. Admiral Nelson wollte mit sieben grossen Kriegsschiffen und 700 Mann Santa Cruz de Tenerife überwältigen. Es wurde jedoch seine erste und einzige Kapitulation, er verlor 225 Mann und seinen rechten Arm.
Von den eingewanderten Siedlern während der spanischen Eroberung sind nur wenige Familien auf den Kanaren geblieben. Um 1600 wurden 500 Sklaven auf die Inseln verkauft. Es waren allerdings Nachkommen von nach Sevilla verkauften Sklaven, also Ureinwohner d.h. Guanchen.
Der Zusammenbruch von Monokulturen, Piratenangriffe, Dürreperioden und Vulkanausbrüche trieben die kanarische Bevölkerung in die Emigration. Die Auswanderung nach Amerika hielt 500 Jahre an. Nach Ende des zweiten Weltkriegs wanderten in wenigen Jahren allein 100.000 Menschen nach Venezuela aus. Man bezeichnet auf den Kanaren Venezuela oft als achte Insel. Viele dieser Auswanderer, oder ihre Nachkommen sind inzwischen wieder zurückgekehrt.
Mittlerweile überqueren Flüchtlinge aus Afrika, insbesondere aus dem Senegal, unter sehr schwierigen Bedingungen den Kanarenstrom. Sie steuern mit kleinen Booten (pateras) die Kanarischen Inseln an. Im Jahr 2006 stieg die Zahl dieser Migranten auf über 30.000 an. 2006 bleibt bis heute ein trauriges Ereignis mit dem Namen Cayuco-Krise. 2007 konnte durch Einsatz der Frontex ein weiterer Anstieg verhindert werden.
Im Jahr 2020 erreichten erstmals wieder ca. 17.000 Migranten mit Booten die Kanarische Inseln. Das war die fünffache Menge gegenüber 2019. Jedoch ist die Zahlenlage nicht ganz eindeutig. Die humanitären Aufnahmezentren befinden sich derzeitig in einer untragbaren Situation.